Austausch mit Nysa
Alfred Delp -1907 in Mannheim geboren – war Mitglied des Kreisauer Kreises, einer Widerstandsgruppe während des Dritten Reiches. Das Gut des Grafen von Moltke, auf dem sich die Gruppe damals traf, um eine Welt nach Hitler zu entwerfen, ist heute „Internationale Jugendbegegnungsstätte“. Das Gut ist eines von vielen Zielen, die die Schüler des Bach-Gymnasium bei ihrem historisch-kulturellen Austausch mit dem schlesischen Nysa besuchen. Das Liceum Carolinum ist die Partnerschule für diesen Austausch, die Schüler sind für die Zeit des Aufenthalts bei den Familien ihrer polnischen Mitschülern zu Gast. Unterstützt wird diese Begegnung von der deutsch-polnischen Gesellschaft.
“Das ist kein Sprachaustausch”, sagt Axel Müller, der als Schuldekan des Dekanats Weinheim-Heidelberg und unterrichtender Lehrer am Bach-Gymnasium den Austausch mit begleitet. “Die deutschen Schüler sprechen kein polnisch, die Polnischen kaum Deutsch.” Also setzt sich die Kommunikation aus beidem plus viel Englisch zusammen. Aber das macht gar nichts, denn das Bachgymnasium legt großen Wert auf eine Auseinandersetzung und Aufarbeitung der eigenen, gemeinsamen Geschichte und der Festigung deutsch-polnische Beziehungen. Deshalb hat dieser Austausch, an dem man ab der 10.Klasse teilnehmen kann, ein relativ straffes historisch-kulturelles Programm, auf dem z.B. die Universitätsstadt Breslau, Krakau mit seinem jüdischen Viertel, das Konzentrationslager Auschwitz oder eben das Gut des Grafen von Moltke stehen. In diesem ist auch eine Dauerausstellung installiert, die sowohl die Arbeit des Kreisauer Kreises als auch den Widerstand der Solidarnosc-Gewerkschaft während der Zeit des Ostblocks in Polen dokumentiert.
Bei den Jugendlichen auf polnischer und auf deutscher Seite spielt das Thema Versöhnung heute nicht mehr die große Rolle, wie es manchmal angenommen wird. Das Bach-Gymnasium hat gute Erfahrungen mit dem Austausch gemacht, die Schüler finden einen guten Zugang zueinander, die wenigen noch bestehenden Vorurteile können schnell abgebaut werden. Vor allem über die große Gastfreundschaft berichten die Reisenden begeistert, so dass manchmal sogar freundschaftliche Verbindungen über den Austausch hinaus bestehen bleiben. Allen bleibt die Erinnerung an eine schöne, intensive Zeit erhalten, die neben allem Spaß, den sie dabei hatten, auch ein Gefühl einer starken, historischen Verbindung beider
Länder gegeben hat. Wie die Sache des Jesuitenpaters Alfred Delp, der in Mannheim geboren wurde und später Teil des Kreisauer Kreises im heutigen Polen war.