Chişinău
Willkommen in einem Land, das – kleiner als Baden-Württemberg- eineinhalb mal soviel Rebfläche besitzt wie Deutschland und dessen Einwohner in ländlichen Gebieten alle einen eigenen Weinkeller im Garten haben.
Doch der weltweit zehntgrößte Weinproduzent hat noch mehr zu bieten: das erstklassige Bier hat 2007 in Nürnberg die Golmedallie beim Bierwettkampf gewonnen.
Die Republik Moldau ist das ärmste Land Europas und ihre Hauptatadt ist Chişinău. Hier leben 13% der ca. 3,5 Mio. Einwohner. Zu drei Vierteln sind die Einwohner des Landes Moldawier, 15% sind Russen und Ukrainer, auch leben hier türkischstämmige Gagausen, Bulgaren und jüdische und deutsche Minderheitengruppen. Ungefähr 600.000 Moldawier leben im Ausland und bilden dadurch eine wichtige Gruppe, da ihre Überweisungen immerhin 36% des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Sonst liegt der wirtschaftliche Schwerpunkt des Landes eher im Wein- und Obstbau, der durch fruchtbaren Erde und warmes und trockenes Klima wunderbare Bedingungen vorfindet.
Rund 100 Unternehmen aus Baden-Württemberg haben wirtschaftliche Beziehungen in das kleine Land: die Südzucker AG produziert Zucker und Weleda lässt Lavendelfelder bestellen.
Die Industriebetriebe des Landes haben zum Großteil ihren Sitz in Transnistrien, einer de facto autonomen Region an der Grenze zur Ukraine, in der 60% Russen und Ukrainer leben und deren Unabhängigkeitsbestreben von Russland unterstützt wird.
Die Partnerschaft Chişinăus zu Mannheim wurde 1989, noch zu sowjetischen Zeiten, ins Leben gerufen.
Einen wichtigen Teil der Partnerschaft stellte die Moldawienhilfe dar. Von 1990 bis 2011 fuhren Hilfskonvois beladen mit medizinischem Material, Medikamenten, Decken und Kleidung nach Moldau, oranisiert, begleitet und überwacht von Luitgard Schmitt. Ein großer Teil der durch die Spenden versorgten Einrichtungen waren von der aktiven Mannheimerin selbst eingerichtet worden: medizinische Institute, Kinderheime, Suppenküchen. Viele Menschen aus dem Großraum Mannheim haben über diesen Weg Verbindung mit der Partnerstadt aufgenommen, die meisten Spenden kamen von Privatpersonen, aber auch Kirchen und das Theresienkrankenhaus trugen einen wesentlichen Teil bei. Das Mannheimer Krankenhaus unterhält außerdem eine Patenschaft für die Infektionsklinik in Chişinău. Die MVV unterstützte die Partnerstadt in einem Fernwärmeprojekt, bei dem Leitungen ausgetauscht und saniert wurden.
Auch wenn so viel Unterstützung geleistet wird, gibt es wenige direkte Kontakte zwischen den Bürgern. Eine Besonderheit ist die Begegnung zwischen Jugendlichen beim Pfingstturnier des MFC 08 Lindenhof und seit 2009 auch ein Schüleraustausch zwischen dem Geschwister-Scholl-Gymnasiums und dem Lyzeum Michail Kogalniceanu .
Die Armut des Landes ist zwar auch im Stadtbild nicht zu übersehen und doch hat Chişinău durchaus seine Reize. Es ist eine sehr grüne Stadt, in der viele Straßen von Bäumen gesäumt sind und in der viele Parks zum Verweilen einladen. Es gibt zahlreiche Museen, Theater, das Satire-Theater der deutschsprachige Europauniversität Moldau EUM und einige rauschende Feste.
Mărtişor, das Märzchen, begrüßt den Frühling, der Tag der Unabhängigkeit und der Tag der Muttersprache werden gefeiert. Und natürlich darf eines auch nicht fehlen: ein internationales Weinfestival.
Ein Festival ganz anderer Art verdankt die Stadt der berühmten moldauischen Opernsängerin Maria Bieşu, die berühmte Interpreten aus aller Welt an die Nationaloper in Chişinău holt.
Eine weiter Besonderheit ist die Tanzgruppe Codreanca, eine Formationstanzgruppe, die immer wieder Goldmedaillen in Welt- und Europameisterschaften gewinnen kann. Im Oktober werden die „Chişinău Open“, die Europameisterschaften im Formationstanz hier ausgetragen. In der Nationalliga ist Chişinău mit vier professionellen Fußball-Clubs vertreten und auch im Schach konnten bisher einige Erfolge verbucht werden.
Im Land gibt es zahlreiche Kirchen, Klöster, Felsenklöster; Kathedralen und Dorfkirchen zu bewundern, die nach der Unabhängigkeit des Landes 1991 wiedereröffnet wurden. Man findet in Moldau viele klassizistische Bauwerke aber auch Gebäude im russischen Architekturstil.
Zu probieren sind außerdem die nationalen Spezialitäten, vor allem aus Schafskäse und Mais aber auch Mititeji, kleine Bratwürste mit Paprika und Zwiebeln. Und dazu natürlich ein gutes Glas Wein. Oder zwei.
Förderverin Städtepartnerschaften Mannheim e.V.
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