Finnische Gemeinde Mannheim

Würde Ihnen bei der Bezeichnung “Mensch mit Migrationshintergund” eine blonde, Tango tanzende, passioniert “ihre” Sauna besuchende Frau einfallen? Nicht? Vielleicht ist der Grund für diese Tatsache der Gleiche dafür, dass der finnischen Gemeinde anfangs Verwunderung entgegenschlug, als sie als Vertreter der Finnen in Mannheim, Deutschkurse für Migranten in Mannheim anbieten wollte. Von Anfang an wollten sich die Mitglieder der finnischen Gemeinde, die sich 1980 in Mannheim gründete, in die Stadt- und Weltgemeinschaft einbringen und eine gesunde Balance zwischen ihrer finnischen Herkunft und ihrer Integrationsbereitschaft halten. So sagt Frau Armi Korja-Mayer auch, dass es eher ein Gefühl ist, Finnisch zu sein, und weniger die Vorstellung sich ganz besonders “finnisch verhalten” zu müssen, zum Beispiel sein Haus ganz besonders finnisch einzurichten.

Neben der Gemeindearbeit, die in der befreundeten Thomasgemeinde in Neuhermsheim, ihren Sitz hat, war es anfangs die Mitarbeit im Migrationsrat, dann das Angebot von Deutschkursen für Kinder mit Migrationshintergrund, mit denen die finnische Gemeinde sich einbrachte. Darüber hinaus wurden Hilfsprojekte gestartet wie der Weihnachtsbasar, der 30 Jahre lang Gelder für die soziale Einrichtung “Das raue Haus” sammelte, das sich unter anderem für Kinder mit Lernschwierigkeiten und sozialen Problemen kümmert. Ein weiteres kreative Hilfeleistung ist das Brillen-Projekt, bei dem jedes Jahr gebrauchte Brillen als Spende entgegengenommen werden, die dann zusammen mit der Partnerorganisation “Ärzte ohne Grenzen” an Menschen in Ländern von großer Armut wie z.B. Sri Lanka ausgegeben werden. Die Finnische Gemeinde beteiligt sich an diesem Projekt mit dem Sammeln von Brillen. In den Armutsgebieten selber werden von finnischen Ärzten und Optikern dann Sehtests vorgenommen und Brillen ausgewählt.

Als ein Ergebnis der Gemeindearbeit haben sich neben den Gottesdiensten, die übrigens immer zweisprachig abgehalten werden, zwei Musikgruppen herausgebildet. So gibt es einen finnischen Chor mit ca. 15 Mitgliedern und ein finnisches Instrumentalquartett. Teilweise werden so die Gottesdienst mitgestaltet, aber sie waren z.B. auch schon Teil der Experimentalwerkstätten des Kulturprojektes “WIR! Tanz. Musik. Kunst.” So wie die Finnen in Mannheim wohnen und mit ihrer finnischen Musik leben, geben sie ein gutes Beispiel dafür, dass man sich gerade über Musik an mehreren  Orten zu Hause fühlen und Integration gelingen kann, und auch dafür, dass das überhaupt kein Spagat sein muss, sondern wunderbar parallel gelebt werden kann.

(Foto: Janne Karaste/ .janneok /wikimedia commons)