Austausch mit Toulon
Wie Marzipan Völker verbindet…
Um das deutsche und das französische Volk miteinander zu versöhnen wurden nach dem 2.Weltkrieg zahlreiche Städte- und Schulpartnerschaften ins Leben gerufen. So ergab sich aus der Partnerschaft Mannheims mit Toulon unter anderem der Kontakt zwischen der Justus-von-Liebig-Schule und dem Lycée des Métiers de l’Hôtellerie et du Tourisme „Saint Louis“, einer Hotelfachschule. Da in Frankreich das Handwerk des Konditors zum Hotelfach gezählt wird, war die gemeinsame Schnittstelle schnell gefunden. Seit 1996 haben KonditorInnen wie Pâtissiers einmal im Jahr die Möglichkeit bei gegenseitigen Besuchen über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Auch wenn Einige vor Beginn der Fahrt skeptisch und aufgrund der Sprachbarriere unsicher sind, so kommen doch alle begeistert zurück und viele wünschen sich im nächsten Jahr noch einmal mitzufahren. “Beim Toulon-Austausch müssen wir inzwischen auswählen wer mitfahren darf, weil wir mehr Bewerber als Plätze haben.”, berichtet Abteilungsleiter Scherer stolz “Dass unsere Schüler so begeistert sind motiviert natürlich sehr zum Engagement für diesen Austausch.” So fahren die Mannheimer SchülerInnen auch weiterhin einmal im Jahr in die französische Partnerstadt, auch wenn die Franzosen nicht mehr zum Gegenbesuch kommen können, da es ihnen an betreuenden Lehrern fehlt.
Was aber geschieht bei so einem Austausch, bei dem keiner die Sprache des Anderen spricht? Dann muss eben ein anderer Weg der Kommunikation gefunden werden, der Weg über das gemeinsame Tun und den gleichen Ausbildungsberuf. Die verbindende Sprache basiert in diesem Fall also auf Zucker und Sahne.
Im gemeinsamen Unterricht in Toulon lernen die Gäste die Herstellung französischer Torten, während in Mannheim Herstellung und Verarbeitung von Marzipan vorgeführt wird. Das Formen und Dekorieren mit Marzipan ist in Frankreich nicht üblich. Dafür gibt es in der Region um Toulon eine besondere Spezialität: Calissons, eine rautenförmige Süßigkeit, die dem Marzipan gar nicht so unähnlich ist. Deren Herstellung lernen die AustausschülerInnen bei einer gemeinsamen Betriebsbesichtigung kennen.
Ein Tag des Aufenthalts ist dem kulturellen Programm gewidmet. Ein weiterer steht für einen ganz besonderen Ausflug zur Verfügung: Besuch auf dem provenzalischen Markt. Dieser ist für sich schon eine Sehenswürdigkeit, wird aber umso spannender, wenn man mit geringen Sprachkenntnissen einen Einkaufsauftrag erfüllen muss. Zum Glück helfen hierbei die französischen SchülerInnen.
Denn es ist möglich einander zu helfen und voneinander zu lernen, auch wenn man nicht die Sprache des anderen spricht.