Litauisches Gymnasium Hüttenfeld
„Su Gimtadieniu“ (Zum Geburtstag viel Glück) ist das einzig litauische, das wirklich alle am litauischen Gymnasium können. Etwa die Hälfte der max. 200 SchülerInnen dieser Schule sind litauisch, die andere Hälfte deutsch, wobei die Grenze zwischen den Gruppen nicht eindeutig zu ziehen ist. Aber so wichtig ist diese Grenzziehung auch gar nicht, denn „es spielt gar keine so große Rolle welcher Nationalität man sich zuordnet,“ berichtet Frau Dr. Hoffmann „eher die Unterscheidung zwischen Internen (SchülerInnen, die im Internat leben) und Externen ist im Alltag von größerer Bedeutung.“
Mit der Schülerschaft, die sich aus zwei Nationalitäten zusammensetzt, ist das litauische Gymnasium viel weniger „multi-kulti“ als andere Schulen, nimmt jedoch die Chance und die Herausforderung der interkulturellen Zusammensetzung aktiv wahr. Kulturelle Reibereien können hier in geschütztem Rahmen erprobt werden und die Kinder und Jugendlichen lernen wie man trotz unterschiedlicher Hintergründe Dinge gemeinsam regeln kann.
Für das Überwinden der Unterschiede spielen vor allem die gemeinsamen Projekte eine wichtige Rolle, erklärt die Deutsch- und Religionslehrerin Frau Allahyar-Parsa. Das litauische Gymnasium bietet ein breites Spektrum an Initiativen und Möglichkeiten sich auch neben dem Unterricht zu engagieren. Es gibt Projekte, die mit der litauischen Kultur eng verknüpft sind, Projekte, die sich mit der europäischen Gemeinschaft beschäftigen und soziale, musikalische und sportliche Angebote, sowie Angebote zur beruflichen Orientierung. Die litauische Kultur wird den SchülerInnen außerdem durch das Feiern von Festen wie dem Johannisfest vermittelt, die in den Jahresablauf fest eingebunden sind.
Etwa 23 km vom Wasserturm entfernt liegt das litauische Gymnasium in Lampertheim-Hüttenfeld und somit jenseits der Mannheimer Stadt- und sogar jenseits der badenwürttembergischen Landesgrenzen. Da es sich jedoch um eine besonders interessante Schule handelt, die auch einige Mannheimer SchülerInnen unterrichtet und die wichtigste Verbindung der Region nach Litauen darstellt, soll sie auf www.nina-mannheim.de nicht fehlen.
Die Geschichte des litauischen Gymnasiums ist eng mit der Geschichte Europas verknüpft. Nach dem 2.Weltkrieg flohen zehntausende Litauer nach Westdeutschland, wo bis zum Jahr 1948 26 litauische Gymnasien gegründet wurden. Diese Zahl reduziert sich durch die Auswanderungswelle in die USA dramatisch, sodass das Gymnasium “Vasario 16-osios” (16.Februar – Nationalfeiertag) als einzige litauische Schule in der freien Welt bestehen bleibt. Parallel zur Schule bildet sich im Schloss Rennhof das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Exillitauer, die sich von hier aus politisch für die Freiheit Litauens engagieren.
1999 wird das Gymnasium zur staatlich anerkannten Schule, wodurch es sich auch für deutsche SchülerInnen öffnet und sich dem hessischen Lehrplan anpasst. Hinzu kommen die Unterrichtsfächer Litauisch und litauische Geschichte (für Litauer) und Litauenkunde als Angebot für nicht-litauische SchülerInnen. Die Schule wird nach Jahrgangsstufe 13 mit dem hessischen Landesabitur abgeschlossen und bietet zusätzlich die Voraussetzung für ein Studium in Litauen. Auch über die Unterrichtsfächer hinaus werden die SchülerInnen durch Partnerschaften mit litauischen Schulen (z.B. Nationales Kunstgymnasium von M.K. Čiurlionis in Vilnius) und Universitäten (Vilnius Universität,Technologische Universität zu Kaunas, Vytautas Magnus Universität zu Kaunas, etc. ) hierauf gut vorbereitet.
Das private litauische Gymnasium Hüttenfeld ist eine kleine familiäre Einrichtung, die mit einem vielfältigen Angebot ihre SchülerInnen fördert und ihnen eine Umwelt bietet, in der sie sich und ihre (kulturellen) Differenzen geschützt erproben können.
Homepage des litauischen Gymnasiums
Foto: Privates Litauisches Gymnasium Hüttenfeld.